Spagyrik in der Fraunhofer Apotheke

Wie kann das Potenzial einer Pflanze so aufbereitet werden, dass es auf Körper, Geist und Seele wirkt?

Die Antwort liegt in der Spagyrik – einem jahrhundertealten Naturheilverfahren, das auf den Lehren von Paracelsus basiert. Durch einen mehrstufigen Prozess werden die Wirkstoffe einer Pflanze getrennt, gereinigt und wieder vereint, um ihre Heilkraft vollständig zu entfalten.

In der Fraunhofer Apotheke München verbinden wir dieses überlieferte Wissen mit moderner pharmazeutischer Praxis. Unsere spagyrischen Arzneimittel basieren ausschließlich auf Verfahren, die im Deutschen und im Österreichischen Arzneibuch (DAB und ÖAB) dokumentiert sind.

Was ist Spagyrik?

„Trenne das Nützliche vom Unnützlichen und vereine die nützlichen Qualitäten aufs Neue.“ – Paracelsus

Die Spagyrik hat ihre Wurzeln in der alchemistischen Tradition und wurde maßgeblich vom Arzt und Philosophen Paracelsus (1493–1541) geprägt. In der Alchemie gilt die Überzeugung, dass Heilung nur möglich ist, wenn die inneren Prinzipien einer Substanz vollständig erkannt, bewusst transformiert und in neuer Qualität zusammengeführt werden.

Paracelsus verstand Spagyrik als „angewandte Alchemie zur Herstellung von Heilmitteln“ – und formulierte mit solve et coagula („trenne und verbinde“) das bis heute gültige Grundprinzip.

Zugrunde liegt die Annahme, dass eine Pflanze ihr volles therapeutisches Potenzial nur entfalten kann, wenn sie in ihrer Ganzheit verarbeitet wird. Anders als die klassische Phytotherapie, die vor allem pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe nutzt, arbeitet die Spagyrik sowohl stofflich als auch energetisch und symbolisch.

Dabei wird die Pflanze als lebendiges Wesen verstanden, das – analog zum Menschen – aus Körper (Wurzel), Geist (Blatt) und Seele (Blüte) besteht. Diese Dreigliederung entspricht in der alchemistischen Lehre den drei Wirkprinzipien: Sal (Körper), Sulfur (Seele) und Mercurius (Geist). Sie bilden die Grundlage für den spagyrischen Herstellungsprozess.

Der Herstellungsprozess nach Zimpel: Trennen, Reinigen, Vereinen

Der Begriff Spagyrik stammt aus dem Griechischen – spao bedeutet „trennen“, ageiro „vereinigen“. Auch dies beschreibt den Kern des spagyrischen Verfahrens: Die Pflanze wird so verarbeitet, dass ihr gesamtes Wesen, ihr sogenannter Pflanzengeist – in der Arznei zur Wirkung kommt.

Im 19. Jahrhundert griff der homöopathische Arzt Carl Friedrich Zimpel die Lehren von Paracelsus auf und entwickelte ein standardisiertes Verfahren, das bis heute im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) dokumentiert ist. Es umfasst fünf aufeinanderfolgende Schritte:

Gärung – Frischpflanzen werden mit Wasser und Hefe vergoren. Dabei entsteht ein pflanzeneigener Alkohol, Träger feinstofflicher Information.

Destillation – Flüchtige Substanzen wie ätherische Öle und Alkohol werden abgetrennt.

Kalzination – Die verbleibenden Pflanzenteile werden verascht, um die mineralischen Bestandteile zu gewinnen.

Rekombination – Alle Bestandteile werden zu einer harmonisierten Essenz zusammengeführt.

Potenzierung (je nach System) – Eine zusätzliche Energetisierung kann erfolgen.
Das Ergebnis ist eine spagyrische Urtinktur oder Essenz, die die Pflanze nicht nur stofflich, sondern in ihrer gesamten Signatur – körperlich, seelisch und geistig – abbildet.

Unsere Partner und Verfahren

In der Spagyrik existieren weitere Herstellungsverfahren, die sich in Philosophie, Anwendung und Herstellschritten teils deutlich unterscheiden. Die Wahl des Verfahrens beeinflusst die Charakteristik der Essenz – und damit auch ihre therapeutische Wirkung. In der Fraunhofer Apotheke München setzen wir folgende spagyrische Systeme zur Herstellung von Komplexmitteln ein:

Spagyrik nach Dr. Zimpel
Das klassische System mit jahrzehntelanger Tradition basiert auf Frischpflanzen-Gärung, Destillation und Veraschung und ist im HAB unter den Herstellungsvorschriften 25 und 26 verankert.

Spagyrik nach Ionis-Grafenstein (Ionis Pharma)
Ionis‘ spagyrische Verfahren orientieren sich an der Arbeit von Paracelsus, Prof. Manfred Junius und Ignaz Lanker. Sie vereinen die Essenz der ganzen Pflanze in einer universell einsetzbaren Arzneispezialität. Alle Methoden sind im ÖAB dokumentiert.

Spagyrik nach Dr. Beyersdorff (PEKANA)
Die Firma PEKANA stellt spagyrisch-homöopathische Komplexmittel her, die sowohl die körperliche als auch die seelische Ebene ansprechen. Grundlage ist ein im HAB dokumentiertes Verfahren.

Individuelle Rezepturen – maßgeschneidert für Ihre Bedürfnisse

Ein großer Vorteil der Spagyrik liegt in ihrer hohen Individualisierbarkeit. In der Fraunhofer Apotheke fertigen wir spagyrische Rezepturen nach ärztlicher oder therapeutischer Empfehlung – gezielt abgestimmt auf Ihre persönlichen Beschwerden und Konstitution.

Oft ist es sinnvoll, mehrere spagyrische Essenzen zu kombinieren, um die jeweiligen Symptome ganzheitlich zu behandeln. Unsere Mischungen entstehen auf Basis bewährter Systeme wie denen von Patrick Baumann, Heidak und Wicklein, oder werden individuell nach den Vorgaben von Heilpraktikern, Ärzten und Therapeuten zusammengestellt.

Alle Rezepturen werden unter pharmazeutischer Aufsicht und nach den Vorgaben des Deutschen bzw. Österreichischen Arzneibuchs (DAB/ÖAB) hergestellt. Unser pharmazeutisches Team berät Sie gerne persönlich – oder unterstützt Ihre behandelnden Fachpersonen bei der Auswahl einer passenden Zusammensetzung.

Wann kommt Spagyrik zum Einsatz

Die Anwendungsgebiete der Spagyrik sind vielseitig und reichen von alltäglichen Beschwerden bis hin zu chronischen oder psychosomatischen Leiden.

Typische Einsatzbereiche sind:

• Magen-Darm-Beschwerden
• Erschöpfungszustände und Schlafprobleme
• Infekte und Immunschwäche
• Hautprobleme wie Ekzeme oder Warzen
• Allergien und Unverträglichkeiten
• Psychosomatische Beschwerden wie innere Unruhe oder Stimmungsschwankungen

Spagyrische Arzneimittel zeichnen sich durch ihre gute Verträglichkeit aus und sind daher besonders für sensible Zielgruppen geeignet – etwa Kinder, Schwangere oder ältere Menschen.
Je nach Rezeptur und Indikation erfolgt die Anwendung innerlich – etwa als Spray oder Tropfen – oder äußerlich, beispielsweise auf Reflexzonen. Unsere Apotheker und Apothekerinnen unterstützen Sie gerne mit fundierter Beratung und Informationen zur passenden Darreichungsform.

Weitere pflanzliche Hausrezepturen aus unserer Apotheke

Neben der Spagyrik ist auch die klassische Phytotherapie ein fester Bestandteil unseres Apothekensortiments. Unsere Phyto-Defekturen und Teemischungen stellen wir regelmäßig in kleinen Chargen her. Dafür verwenden wir ausschließlich hochwertige Kräuter und bewährte Herstellungsverfahren. Die Rezepturen entstehen mit größter Sorgfalt und basieren auf langjähriger Erfahrung. So bieten wir Ihnen ein ganzheitliches, individuell abgestimmtes pflanzenheilkundliches Angebot.

Wir stellen unter anderem folgende hauseigene Mischungen her:

Tropfen und Tinkturen
• Magentropfen
• Erkältungstropfen
• Hustentropfen
• Bittertropfen
• Buntnesseltinktur
• Lymphtropfen
• Zahnfleischtinktur

Teemischungen
• Lebertee
• Basentee
• Magentee
• Rückbildungstee
• Stoffwechsel- und Lymphreinigungstee (für Männer und Frauen)
• Schwangerschaftstee
• Schlankheitstee
• Entgiftungstee

Weiterführende Quellen & Informationen zum Thema Spagyrik und mehr:

• PDF: Spagyrik – ein neuer Weg
• Offizielle Website Ionis Spagyrik
• Offizielle Webseite PEKANA Naturheilmittel
• Buch: “Paracelsus-Medizin: Altes Wissen in der Heilkunst von heute”, Olaf Rippe, Margret Madejsky, Max Amann, Patricia Ochsner, Christian Rätsch

Sie sind an regelmäßigen Events rund um Pflanzenheilkunde hier in der Apotheke interessiert? Dann folgen Sie unserer Kollegin Cosmic Herbalist.

Sie wünschen persönliche Beratung? Dann buchen Sie einen Termin.

Die Fraunhoferapotheke ist eine der ältesten Traditionsapotheken in München mit Schwerpunkt Komplementärmedizin und Naturheilkunde. Seit Generationen sind wir bemüht, den Menschen in seiner Gesamtheit zu sehen und mit den entsprechenden Ratschlägen, meist auf Basis von Naturheilmitteln, zu versorgen. Spagyrische Arzneimittel führen wir seit 1995. Unsere pflanzlichen Hausrezepturen stellen wir bereits seit 1948 her.